Demokratische Republik Congo, Uvira

(MSF - Ärzte ohne Grenzen)

Es gab keine Zeit, sich nach Sri Lanka auszuruhen. Innerhalb von 24 Stunden wurde ich nach Afrika ausgeflogen. Noch sehr traurig darüber, nicht die nötige Zeit gehabt zu haben, mich nach 9 Monaten von allen verabschieden zu können, kam ich müde und ausgelaugt in Kigali, Ruanda an. Die Berggorillas waren zum Greifen nahe. Auf der 5-stündigen Fahrt nach Goma in Nord-Kivu wurde ich von den Virunga Wäldern begleitet, und der Film „Gorillas in Nebel“ durchstreifte meine Gedanken. Nach einer insgesamt 20-stündigen Anreise, begrüßte mich das Team mit Evakuierungsregeln, für die ich einfach nicht mehr aufnahmefähig war. Ich legte mich schlafen in vollem Vertrauen, die Nacht zu überleben, denn meine Reise sollte am nächsten Tag weitergehen. 2 Reisetage folgten bis ich in Sange Uvira in Süd Kivu der Demokratischen Republik Congo angekommen war.

Es gab einen Tankunfall, an dem ein ganzes Dorf betroffen war. Die Menschen saßen auf Stühlen vor dem einzigen Kiosk mit Fernseher und sahen sich die Fußballweltmeisterschaft an. Ein Tankwagen rollte vorbei und verlor Diesel. Die Menschen stürmten hin und fingen mit blosen Hände oder kleinen Gefäßen den Diesel auf. Plötzlich explodierte der Tankwagen. Als ich 3 Tage danach an der Unfallstelle vorbeifuhr, konnte man noch die verbrannten Körper auf den Stühlen sitzen sehen. Ein Bild, das ich nie vergessen werde.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich schon an so einige Gerüche gewöhnt, aber auf dieses Krankenhaus war ich nicht vorbereitet. Ich war erschöpft, als ich ankam, aber ich sollte mir  sofort einen Überblick über die Situation verschaffen. Als ich das Krankenhaus betrat und sich der Geruch von verbrannten Fleisch in meine Nase bohrte, konnte ich meinen Mageninhalt nicht länger in mir behalten. Es wurde mir alles zu viel und die Anstrengungen der letzten Monaten machten sich auch körperlich bemerkbar.

Wir waren ein kleines Dream-Team von 3 Ärzten, einer Krankenschwester und mir. Wir arbeiteten rund um die Uhr. Ich half bei den Hauttransplantationen, schulte meine 2 Mitarbeiter, fertigte Schienen an und hielt nachts die Hände von Kindern und Erwachsenen, die nicht überleben würden. Der Alltag wurde zur Routine. Kein anderer Einsatz war psychisch so belastend wie dieser.

Menschen mit Verbrennungen am ganzen Körper in einem Land wie Afrika zurück zulassen war schwer zu akzeptieren. 242 Menschen verbrannten.

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